Sonntag, 23. August 2015

PBP 2015 - 1230 km in 60:16 Std/Min - 1.Teil

Dank Vermittlung von Axel durfte ich für das Heinemann-Team starten. Am Sa(15.08.) früh fuhren wir nach Paris. Schon im Bus, später im Hotel, wurde viel gefachsimpelt über PBP. Ich holte mir natürlich viele Tipps. Abends gingen wir fast alle in Versailles libanesisch Essen und hatten viel Spaß.
Strategien wurden dauernd umgeschrieben. Wir waren 6 Fahrer, 4 Helfer. Wir Fahrer konnten 2 Boxen mit unserem Eigenmaterial befüllen. Das Helferteam fuhr dann mit 2 Autos vor zu den Kontrollstellen, wo wir an unsere Boxen dran kommen sollten. Die Autos durften dabei nicht auf der PBP-Strecke fahren sonst gibt es direkt eine 2-Stunden-Strafe für die Randonneure. Da wir alle zu unterschiedlichen Zeiten starteten (1.Start 16 Uhr, mein Start 16:15 Uhr, dann kamen welche um 16:30 Uhr und zum Schluß Robert um 16:45 Uhr), gestaltete sich die Versorgungsplanung sehr kompliziert. Mein Teamkollegen kalkulierten mit Zeiten, die für mich zu schnell waren, zB. wollten fast alle in 22-24 Stunden in Brest sein. Da vermutete ich schon, das ich irgendwann aus der Team-Versorgung rausfallen würde. Auch das präperieren der Fahrräder und des eigenen Materials zeigte mir wie professionell da vorgegangen wird. Wir waren etwas spät dran am So nachmittag, als wir gemeinsam die ca. 10 km zum Start fuhren. Es gab auch noch Streß mit den Zielbeutel von Matthias und mir, die man nicht mehr annehmen wollte. Nun gut, man musste zu einer Zeit in seinem Startblock sein und das klappte. Ich traf da direkt Bekannte.
Obwohl ich wußte, dass sehr schnell losgefahren wird, kann man sich dem Sog kaum entziehen. Es starteten immer 300 Fahrer-Blöcke und man wurde super von Polizei und Helfern durch geschleust. Mein erster vorsichter Blick aufs Tacho zeigte mir eine 48 kmh(ging wohl etwas runter). Ich nahm sofort Tempo raus, allerdings knallten alle wie die Wahnsinnigen und man hatte Angst, das man gleich alleine fährt. Gut, mein Problem bekam eine überraschende Wendung. Kurz vor km 10 hatte ich an einem großen Kreisverkehr einen Platten (Hinterrad). Meine Stimmung sank raketenartig nach unten. Mit Bauchatmung machte ich mich an die Reperatur mit entsprechend viel Publikum. Ein Stahlnagel steckte noch im Mantel. Ich zog in raus und hielt ihn für mein Publikum hoch, großes Raunen. Verzweifelt versuchte ich möglichst viel Bar mit meiner kleinen Pumpe in den Reifen zu bekommen. Irgendwann entschied ich mich loszufahren. Alle am Kreisverkehr applaudierten und ich fuhr wieder in besserer Laune weiter. Nun war ich natürlich alleine auf der Strecke und erwartete die nächste Startgruppe. Die kamen dann auch schnell angeschossen, Matthias vorne, der mir zu rief: Häng dich rein. Julian und Hans-Georg waren auch in der Gruppe. Mir viel es Anfangs sehr schwer da mitzufahren. Ich merkte auch mein Hinterrad bei den Abfahrten in den Kurven. Ich wußte ja unser Helferteam steht bei km 140, und spätestes da kann ich mein Hinterrad voll aufpumpen. Matthias und Hans-Georg wollten direkt durchfahren bis zur ersten Kontrolle bei km 220. Ich machte eine kurze Pause und fuhr mit Julian lockerer weiter. Bis dahin hatte ich einen Schnitt von 34 kmh. Nach der ersten Kontrolle waren die Kontrollabstände so alle 80-90 km. Irgendwann tauchte Robert in unsere Gruppe auf, der muss also viel schneller gefahren sein. Wir blieben zusammen, leider hatte Julian Probleme mit seiner elektonischen Schaltung und wollte langsamer fahren. Er stieg dann als erster aus und unterstützte das Helferteam. Die erste Nacht war kein Problem, wir waren ja noch relativ frisch. An einer Kontrollstelle fanden wir unser Helferteam nicht und vermuteten, das sie weitergefahren sind, weil die folgende Kontrolle nur 60 km entfernt ist und der Streckenabschnitt sehr schnell zu fahren ist. Nun gut, Robert gab mir Energieriegel und ich hatte keine halbvolle Flasche Wasser. Es ging gut, doch unser Helferteam war auch dort nicht zu sehen. Ab da organisierte es Robert so, das seine Frau Patricia uns zwei weiterversorgt. Ich wurde an den nächsten Versorgungsstellen in die bretonische Küche eingeführt. Patricia ist Französin und lebt mit Robert in der Nähe von Brest. So wurde ich auch bestens über geschichtliche und politische Hintergründe informiert. An den letzten Hügel vor Brest fiel es Robert schwer, ich bremste ihn oft und gab einen lockeren Rythmus für die Anstiege vor. Er musste sich einmal für 15 Minuten hinlegen und äußerte mir, ich solle ab Brest alleine weiterfahren, denn er will erstmal länger schlafen. Ich brauchte bis Brest ca. 26 Stunden. Dort verbrachte ich wohl meine längste Pause, denn ich sah dort meine Boxen das letzte Mal und musste mich entscheiden, was nehme ich für die Rückfahrt mit. Natürlich kann man sich auch an den Kontrollpunkten oder bei dem tollen Publikum versorgen, es dauert eben ein bißchen länger. Bevor wir nach Brest kamen sahen wir noch Matthias auf dem Rückweg (er wollte unter 50 Stunden fahren), doch von den Anderen keine Spur. In Brest erfuhren wir dann, das Frank und Hans-Georg, ausgestiegen sind (Verletzung/Erschöpfung aber Bestzeit bis Brest).
Die Atmosphäre war bisher super, sowohl beim Publikum, als auch bei den Fahrern. Man lernt Randonneure aller möglichen Nationalitäten kennen. Ein Spanier wollte speziell mir unbedingt Windschatten geben, weil er beobachtete, wie ich vor Brest immer die Führungsarbeit am Berg übernahm. Erst im Ziel erfuhr ich, das das Helferteam (besonders Burkhard) mich übers Handy kontaktieren wollte und sich sorgte. Auch kam irgendwann das Gerücht auf, ich wäre ausgestiegen. Da für mich ja keine Notlage war, habe ich mein Handy ausgelassen, um den Akku zu schonen. Hätte ich doch mal machen sollen, zumal auch meine Notfallnummer getätigt wurde und Freundin/Verwandte auch nervös wurden. Ich hatte, als ich zuerst alleine von Brest losfuhr ein komisches Gefühl im Bauch, einerseits hatte man die Hälfte geschafft und das Meer gesehen, auf der anderen Seite kam ich jetzt in Bereiche in denen ich nie vorher war.

1 Kommentar:

  1. du bist noch nie ausgestiegen! naja - höchst selten, das hätte mich jetzt aber gewundert. ich finde die sache super! schade, dass ich sowas nicht kann ...

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