Mittwoch, 13. August 2014

Sauerland eXtreme Radmarathon, 254 km / 4000 HM

"Die Streckenführung des Sauerland eXtreme ist nicht ohne. Nicht extrem lange Steigungsstücke sind die Schwierigkeit dieses Radmarathons, sondern die Vielzahl der Steigungen auf der gesamten Streckenlänge, die es zu überwinden gilt. Ist der Hinweg nach Winterberg noch von einer langen Einrollphase mit anschließenden gleichmäßigen Steigungen geprägt, heißt es auf dem Rückweg immer beider Hände am Lenker zu behalten, die Augen auf die Straße richten und vorsichtig/defensiv fahren. Plötzliche Richtungsänderungen, kurze aber heftige Steigungen hinter einer Kurve von bis zu 19 % verlangen von allen Teilnehmer/innen bis zum Schluss alles. Selbst etwa 4 km vor dem Ziel, wenn Mann/Frau mit den Gedanken vielleicht schon unter der wohlverdienten Dusche steht, heißt es noch einmal aus dem Ruhrtal hinauf nach Sölderholz. Wurde am Morgen, kurz nach dem Start die gleiche Erhebung noch locker bezwungen, muss jetzt nach rund 250 Km, der innere Schweinehund noch einmal bezwungen werden, um noch einmal, ein letztes Mal alles zu geben" (Dies eine kurze Beschreibung des Veranstalters der Strecke).
Ich startete mal wieder für das Cemex-Radsportteam (siehe Foto, ein Teil der Truppe). Da mich Axel in seinem speziellen Radbus von Köln - Holweide aus mitnahm, wollte ich ihn nicht zu lange warten lassen und startete auch um 6.30 Uhr mit den schnellen Cemex-Leuten, da ich wusste, das ein Großteil der Cemex-Gruppe um 7 Uhr erst starten wollte. Mir war von Anfang an klar, das ich nur einen Teilabschnitt mit den Leuten fahren kann. Wir waren zu fünft und nach einer kurzen Findungszeit ging es richtig los. Ich kam mir vor, wie in einem Sprinter-Express. Axel, der noch vor mehreren Wochen die Zweier-Team-Wertung beim RAAM gewonnen hat und Peter, der immer mit den stärksten Leuten z.B. beim Rad am Ring startete, gaben das Tempo vor. Wir rauschten an jeder Gruppe vorbei und einige sprangen auf den "Zug" auf. Anfangs machte das schon Spaß, ich musste ja nicht vorne fahren (hätte ich auch nicht gekonnt). Irgendwann war der Erste von uns weg (Kumpel von Axel, dem es irgendwie nicht gut ging und anhand seiner Watt - und Pulsdaten in Winterberg ausstieg). Andy, den ich auch von verschiedenen Events kannte (Rennrad,MTB)signalisierte mir Solidarität, wenn ich mein eigenes Tempo fahren will. Zuerst dachte ich ja noch, ich bleibe noch bis Winterberg dran (ca. 125 km), dann hatte ich Bedenken, das ich völlig überzocke, und meinte 100 km wäre für mich ja auch ok. Zum Wetter sei gesagt, das wir dem schlechten Wetter nachfuhren. Anfangs tröpfelte es ein wenig. Im Sauerland schüttete es ordentlich. Ungefähr bei km 95 musste ich mein Tempo fahren, sonst wäre ich irgendwann "geplatzt". Bis dahin hatte ich auf meinem Tacho einen 34er Schnitt im normalen Straßenverkehr mit einigen Höhenmetern dazu. Andy fuhr mit mir, war aber noch fitter, besonders bei den Abfahrten auf den nassen Straßen. Die Verpflegungsstellen waren hervorragend bestückt. In Winterberg bekamen wir sogar eine warme Mahlzeit, in die ich ordentlich Salz streute, weil ich Angst vor Krämpfen hatte. Besonders das Wetter in Winterberg war extrem. Ich zog eine 3/4 Regenhose und Regenjacke an und sah, wie andere froren. Einige, auch Andy, organisierten sich Plastiktüten für Körper/Socken. Nach Winterberg wollte ich kein Risiko mehr eingehen und ließ Andy lieber fahren. Ich fand ein paar andere Leute, mit denen ich dann ganz gut fahren konnte. Überrascht war ich dann auch, als ich an einer Verpflegungsstelle Andy noch abklatschte, aber noch mehr überraschte mich, das da plötzlich Axel und Peter rumstanden. Irgendwas stimmte da nicht. Die Beiden waren gestürzt, wobei Axel noch glimpflich davon gekommen war, aber Peter hatte in der Leistengegend Schmerzen und überlegte, ob er weiterfahren sollte. Schließlich fuhren wir gemeinsam weiter und es wurde für mich wieder richtig anstrengend, denn es gab jede Menge steiler Rampen, die ich mit meiner Kompaktkurbel in den kleinsten Gängen fuhr. Die Fahrräder der beiden hatten auch was abbekommen. Peters Schaltauge war recht verbogen und er konnte nur noch auf den mittleren Zahnkränzen fahren. Unglaublich, wie er da, trotz Schmerzen, diese steilen Rampen hoch kam. Axel schob ihn da auch ab und zu an und ich musste Gas geben, um überhaupt an denen dran zu bleiben. Wir hatten noch einen jungen Typen bei uns, der tatsächlich bei diesen steilen Abschnitten auch anschieben konnte. An der darauf folgenden Versorgungsstelle hörte dann Peter auf. Ich musste sein Rad und ihn festhalten, er wäre alleine nicht vom Rad gekommen. Er wurde vom Veranstalter abgeholt. Ich ließ die anderen Beiden fahren und fuhr jetzt bei sonnigem Wetter alleine bis ins Ziel. Endlich konnte ich mal die Landschaft geniesen, von weiten sah man die Industriemonumente eingebettet in grüner, hügeliger Landschaft. Es kam ein einzelner Radfahrer an mir vorbei und eine Gruppe noch, wo ich dann doch nochmal versuchte mich dran zu hängen, aber ich war jetzt nicht mehr im Schnellzug-Modus sondern eher im Regionalbahn-Modus. So fuhr ich alleine weiter bei recht viel Gegenwind. Letztendlich fuhr ich auch noch einer falschen Markierung hinterher (ca. 5 km, mein Fehler), bis ich dann endlich im Ziel (wieder in Dortmund) ankam. Kurz bevor wir wieder losfahren wollten (nach Verflegung, Duschen, Rad einpacken) trafen wir die anderen Cemexsportler, besonders Hans (Organisator) und Eric (Chef), konnten uns noch ein wenig austauschen und uns bedanken.
Sonderpreis für Cemex. Die Veranstaltung ist wirklich zu empfehlen. Eine tolle Strecke, sehr gute Versorgung, Makierung und für das kleine Startgeld (25 €) gibt es auch noch ein T-Shirt.

Montag, 4. August 2014

MTB - Alpenüberquerung 574 km, 12700 HM

Vom Bodensee zum Comer See und dann noch weiter ins Tessin bis in die Zentralschweiz (Luzern). Recht kurzfristig plante ich eine MTB-Alpenüberquerung. Ich fand ein paar Eckdaten eines MTB-Veranstalters, der seine Strecke als wenig befahren und landschaftlich sehr reizvoll beschrieb. Das Level wurde schon für Fortgeschrittene beschrieben, wobei noch Luft war für absolute Könner. Ich druckte mir also ein paar Daten aus und dachte mir, auch ohne Navi werde ich mit Hilfe lokaler Karten die Strecke schon finden. Sergej, der wusste, was ich vorhatte, reagierte noch spontaner und überraschte mich in Lindau, wo ich mit der Bahn anreiste. Er fuhr mit seinem Auto runter, nachdem er in kürzester Zeit seine Sachen packte. Unsere erste Unterkunft war eine Art von Backpackers, die mir gut gefiel, mit leckerem Frühstücks-Buffet. Das Wetter war recht warm und Lindau wirkte schon sehr mediterran.
1. Tag Lindau (D) - Nofels (A) ca. 76 km, 2000 HM. Obwohl wir noch darüber sprachen, wie wichtig ein lockeres Einrollen ist, wurde es richtig anstrengend. An der Dornbirner Ach bemerkten wir, das wir eigentlich in Richtung Rheintal fahren sollten. Irgendwie reizte es aber mehr, da schon über die Berge zu fahren. Es war teilweise so steil, das wir uns öfters ausruhen mussten. Wir hätten zu jeder Zeit wieder zurück fahren können, aber nein, wir wollten weiter und so wurden wir mit langen Schiebepassagen (ca. 1,5 Stunden) belohnt. An einer Weggabelung lockte ein toll aussehender Trail, der bergab führte, allerdings die schwierigste Bergpfadkennzeichnung hatte. Zum Glück waren wir hier mal vernünftig und quälten uns weiter den Berg hoch, wo wir dann mit einer langen Abfahrt ins richtige Tal belohnt wurden. Die Unterkunftssuche zog sich auch etwas in die Länge, die Touristenbüros hatten schon zu, aber schließlich fanden wir ein Hotel in Nofels (dicht an Liechtenstein).
Endlich oben
2.Tag Nofels - Gargellen ca.60 km, 1400 HM. Wir fuhren ins Montafon bei schönem Wetter. Ins Gargellental wurde es anstrengender, weil es steiler hoch führte. Diesmal funktionierte es super mit dem "Tourist-Büro". Es hatte noch auf und für uns wurde eine nette,billige Unterkunft telefonisch gebucht. Diesmal hatten wir noch gut Zeit die Sonne auf dem Balkon zu genießen. Sergej lief noch ein paar Trails (schließlich startet er ja noch beim Inferno) und kam mit frischem Ziegenkäse von einer Alm zurück. Mit östereichischem Rotwein, Tomaten und leckerem Brot ließen wir es uns richtig gut gehen.
3.Tag Gargellen (A) - Davos (CH) ca. 44 km, 1500 HM. Gleich am Morgen kurbelten wir Richtung Schlappiner Joch hoch. Es erwartete uns eine eineinhalbstündige Schiebe/Tragepassage den Gebirgspass hinauf. Oben auf 2200 m Höhe angekommen, wurden wir mit einem tollen Panorama belohnt.
Von weiten sah ich wie Sergej an den Gebirgsgewächsen zupfte und ich dachte schon, jetzt ißt er tatsächlich saftiges Almgras. Nein, er hatte heftiges Nasentropfen und stopfte sich das Gras in die Nase, in der Hoffnung auf baldigen Blutstopp. Nun denn, mit Zugabe von Schnee/Eis vom kleinen Schneefeld half es dann auch.
Ich muss dazu sagen, das Sergej einen wesentlich größeren Rucksack und ein 29er Fully hoch schleppte. Leider habe ich mich bei der "Abfahrt" verfranst. Sergej war wohl auf dem richtigen Weg, der zu einer Downhill-Piste geführt hätte. Ich sah nur an den Wegweisern, das wir nach Klosters mussten und so schleppten wir ca.500/600 HM unsere Bikes runter auf einem Gebirgsweg, der eigentlich nicht befahrbar war. Gut, ein paar Meter probierte man es dann doch. Von Schlappin aus konnten wir dann endlich wieder fahren bis Klosters Dorf, wo Sergej die Bahn zurück nach Bregenz nahm, um mit seinem Auto zurück nach Köln zu fahren. Ich fuhr weiter nach Davos, fand dort eine Jugendherberge und hatte zum Glück noch Zeit meine Kniee im Davoser See zu kühlen.
4.Tag Davos - Bivio ca. 73 km, 2000 HM. Diesmal wich ich von meiner groben Planung ab, da ich heraus fand, das mein geplanter Anstieg den höchsten, technischen Schwierigkeitsgrad hat. So fuhr ich Richtung Tiefencastel, mehr oder weniger im Tal, was aber auch teilweise heftige Trails aufwies. Einmal traf ich eine geführte MTB-Gruppe, die mir den weiteren Weg zeigte. Da konnte ich mal sehen, wie technisch gut die fuhren. Ich musste da öfters absteigen, besonders bei sehr ausgesetzten Trails, wo du keine Chance zum Stoppen oder Langsamfahren hast.
Von Tiefencastel fuhr ich Richtung Julierpass bis Bivio, was ca. 1800 Meter hoch liegt. Hier fuhr ich auch einige Asphaltwege. Das Wetter war immer noch phantastisch. Abends kam dann der erste Regen. Davor kühlte ich wieder meine Beine im eiskalten Gebirgsbach.
5.Tag Bivio (CH) - Nuova Olonio (I) ca. 80 km, 1200 HM. Zum Glück war es morgens trocken, auch wenn dicke Regenwolken zu sehen waren. Ich hatte ein wenig Sorge, da ich ja den Septimer Pass fahren wollte und wußte, das die Abfahrt schwer ist und selbst wenn man gehen muss auf nassen Felsen mit Radschuhen ist das nicht so angenehm. Auf Schotterwegen fuhr ich erstmal hoch auf 2300 m Höhe.
Das Panorama war mal wieder traumhaft. Ich begegnete einem MTBiker, der mir entgegen kam und ansonsten sah ich nur ein paar Wanderer und Almhüter.
"Der anschließende Trail bis nahe Casaccia erfordert erhöhte Aufmerksamkeit und lässt jedes Bikerherz höher schlagen", dies ein Zitat aus meiner Tourenbeschreibung. Ihr könnt euch denken was das heißt, ich konnte wenigsten die Hälfte mit tiefgelegten Sattel fahren. Inzwischen regnete es und ich war froh als ich endlich sicher unten war.
Weiter ging es auf fast vergessenen Pfaden, Karrenwegen (der Römer) und auch Asphaltabschnitten durch kleine romantische Dörfer erstmal bis Chiavenna.
In Italien wurde es mit Wegmakierungen und Karten wesentlich schwieriger. Ich bin bis zum Lago di Mezzola weiter geradelt und suchte dort nach einer Unterkunft und dem Zugang zum "Tracciolino", eine spektakuläre durch senkrechte Felsen verlaufende und verlassene Eisenbahntrasse. Doch selbst in den Touristenbüros bekam ich kaum Informationen darüber. Am nächsten Tag sah das Wetter nicht besser aus, so überlegte ich mir eine andere Route.
6. Tag Nuova Olonia (I) - Bellinzona (CH) ca. 70 km, 2200 HM. Zuerst fuhr ich zum Comer See, schließlich war das mein Alpenüberquerungs - Ziel.
Da ich noch Freunde in der Schweiz besuchen wollte, hatte ich schon zuhause nach einer möglichen Passbefahrung vom Comer See ins Tessin nachgesehen. Ich fuhr also an der Westseite des nördlichen Comersees entlang und versuchte noch Infos in Touristenbüros zu bekommen. Zum Glück bekam ich eine grobe MTB-Karte, anhand derer ich endlich den Zugang fand.
Von Dongo fuhr ich auf kleinen, steilen Asphaltwegen bis Garzeno. Hier gefiel es mir viel besser, als am touristischen Comersee. Den leckersten Cappuccino trank ich in einem kleinen Bergdorf. Radfahrer sah ich an diesem Tag in den Bergen nicht, nur ein paar Wanderer.
Ich konnte bis zur Rifugio San Jorio (auf ca. 2000 m) fahren, musste mich aber öfters ausruhen. Dort war ich bei dem Wetter der einzigste Gast und bekam eine leckere Gemüsesuppe. Die Leute waren so nett, das ich schon überlegte hier zu übernachten, schließlich wollte ich doch noch versuchen nach Bellinzona runter zu fahren, zumal es einigermaßen trocken war.
Vom Paso San Jorio (2010 m Grenze Italien/Schweiz) versuchte ich mal wieder einen möglichst befahrbaren Trail zu finden. Es ging höchstens mal ein paar Meter, ich musste wieder viel zu Fuß gehen. Zum Glück sah ich eine Alm mit einigen landwirtschaftlichen Fahrzeugen, da musste es bessere Wege geben. Davor überquerte ich mal zur Abwechslung eine Schneebrücke, unter der ein Bach floss.
Nach ca. 400 Höhenmeter Abstieg mit dem Rad, konnte ich sehr lange abwärts rollen bis zur schönen Stadt Bellinzona. Dort ging es in die Jugendherberge.
7. Tag Bellinzona - Göschenen ca. 70 km, 1400 HM. Mit meinen Luzerner Freunden verabredete ich mich in 2 Tagen, so daß ich mir dachte, ich bin jetzt gewohnt jeden Tag zu fahren, also fahre ich mal Richtung Luzern. Mein Ziel war eigentlich Airolo (kurz vor dem St. Gotthardpass), wo ich keine gute Unterkunft fand. Inzwischen war ich ganz schön fertig. Ich merkte meinen Rücken und mein Knie, also beschloss ich mit der Bahn durch den Gotthardtunnel zu fahren und auf der anderen Seite, in Göschenen eine Unterkunft zu suchen. Das klappte auch alles gut.
8.Tag Göschenen - Luzern ca. 90 km, 1000 HM.
Das Wetter wurde besser und nach ausgiebigen Frühstück fuhr ich diesmal nur Asphalt, denn ich hatte mich nachmittags in Luzern angekündigt. Anfangs ging es schön runter, jedoch am Vierwaldstätter See sammelte ich doch noch ein paar Höhenmeter.
Fazit: Ich fand es prima, auch wenn nicht alles perfekt war. Man lernt viel dazu, das fängt an mit der Ausrüstung (welches Rad 26er/29er ? Fully ? Größe des Rucksackes ? Navi !!...). Natürlich macht eine genauere Streckenplanung mehr Spaß, besonders wenn auch tolle Abfahrtsstrecken dabei sind. Ich werde so was mit Sicherheit nochmal machen, auf den technische Schwierigkeitslevel achten und möglichst wenig Asphaltanteil einplanen. Gestern erzählte mir ein Radkollege, das er sogar Klettersteige mit dem MTB auf dem Rücken auf seiner Route absolvierte und dann mit wunderbaren Trailabfahrten belohnt wurde. Also, es ist vieles möglich.