Montag, 30. September 2013

Teil IIII , Von Courmayeur nach Chamonix

Nach dieser längeren Pause fiel es mir schwer wieder los zu laufen. Zum Glück kam direkt ein längerer Anstieg, den man eh hoch wanderte.
Die Aussicht war mal wieder phänomenal bei dem tollen Wetter. Hoch machte es richtig Spaß.
Runter war ich immer noch sehr vorsichtig, traute mir so langsam etwas mehr zu.
Emotional kam ich an einen Punkt, wo ich langsam realisierte," Mensch, du schaffst das ja tatsächlich ". Da hätte ich los heulen können. Kein Moment war so stark wie dieser.
Natürlich kam man mit einigen Teilnehmern ins Gespräch. Einige Deutsche kannten mich vom " Deutschen Haus ". Nett war ein Kontakt mit einem Argentinier, den ich dann öfters wieder traf bei den Verpflegungsstellen. Aber auch mit Franzosen und Engländern erzählte man sich so einiges, gerade wenn es mal länger hoch ging.
Kilometeranzeigen gab es auf der Strecke nicht. An den Versorgungsstellen gab es dafür große Strecken - und Höhenmeterprofile. Da schaute ich aber erst gegen Ende darauf. Irgendwann fragte ich mal einen Teilnehmer, " na, haben wir den schon 100 km ? " Da hatten wir zum Glück schon über 120 km.
Man sah nicht immer entspannt aus. Entdeckte man die Kamera, riss man sich zusammen.
Was tat ich gegen die Müdigkeit ? Ich trank bei jeder Verpflegungsstelle ua. Cola, aber auch gerne Kaffee mit Kuchen oder Keksen. In der ersten Nacht nahm ich einmal einen Red Bull Shooter. In der zweiten Nacht trank ich 3 Shooter in größeren Abständen. Heftige Müdigkeitsanfälle hatte ich gar nicht. Ab und zu sah ich schon Teilnehmer, die ein wenig schliefen. Die letzten Down-Hills in der zweiten Nacht waren schon hart. Ich war durch Axel gut gebrieft. Er hatte sich bestens, nicht nur kartenmäßig, vorbereitet.
An der vorletzten Versorgung traf ich Thomas wieder. Er gab mir Mut, das wir es locker unter 40 Stunden schaffen würden. Doch der letzte Anstieg nahm kein Ende und man musste lange über Felsen queren, wo man kaum laufen konnte. Als ich dann endlich mit der ersten Helligkeit Chamonix sah, graute mir schon vor dem Abstieg. Da überholten mich noch einige. Auch Thomas kam in einem " Affenzahn " herunter gebraust, er versuchte noch die 39 Stunden zu knacken. Endlich kam ich in flachere Regionen und entdeckte plötzlich Julia, die mich bis zum Ziel noch begleitete.
Ich weiß noch, das ich dauernd fragte wann kommt denn das Ziel.
Die großen Jubelgesten bekam ich nicht hin. Ich lief recht nüchtern ins Ziel. Das Gesicht hellte sich dagegen schon auf.
Ich habe es geschafft, in 39:17:41 Std.Min.Sec.
Hier mit Thomas im Ziel.

Mittwoch, 25. September 2013

Teil III, Chamonix - Courmayeur

Nach dem Start in Chamonix lief ich möglichst verhalten los, denn ihr könnt euch denken, in der ersten Euphorie läuft man meist viel zu schnell. Dann geht oft der Schuss nach hinten los. Trotzdem überholten mich einige in einem Wahnsinns-Tempo. An der ersten längeren Steigung bin ich dann auch gegangen, wie meine Mitstreiter um mich herum. Ich wollte kein Risiko eingehen und es auf jeden Fall bis Courmayeur schaffen, wobei ich ürsprünglich dachte, da hätte man die Hälfte geschafft. Doch bis dahin sind es erst 77 km.
Der erste Down-Hill war heftig, man musste bremsen. Ich versuchte auch mit den Stöcken etwas ab zu dämpfen, jedoch im Tal merkte ich die ersten Blasen. Es ist eben schon ein Unterschied, ob man runter wandert, wie beim Oberstdorfer Training oder runter läuft. Hier bekam ich schon einen ersten Eindruck, wie schnell die Meisten runter liefen.
Die erste Nacht verlief ganz gut. Auch hoch lief bzw. wanderte ich in einem gemäßigten Tempo. Im Dunkeln sah man eine Lichterkette den Berg hoch, wobei es manchmal nicht ratsam war, auszuloten wie hoch es denn noch gehen würde. Da half eher der Blick zurück, und siehe da, es gab auch eine Lichterkette hinter mir. Schlimmer waren für mich die langen Down-Hills, da kamen ganze Gruppen an mir vorbei. An einer Verpflegungsstelle wurden bei allen Teilnehmern nochmals Stichproben der Pflichtausrüstung gemacht. Da ging ich das erste Mal zum Sani, um meine Blasen versorgen zu lassen. Leider musste ich länger warten, ich war nicht der Einzigste. Auch in der Nacht gab es tolle Anfeuerung, richtige Partystimmung an den Verpflegungsstellen. So langsam bemerkte ich, das ich Berghoch nur noch überholte. Dafür machte ich auf einem schmalen, sehr steilen Down-Hill runter nach Courmayeur den Läufern Platz zum Vorbeilaufen. Dabei musste ich immer kurz stehenbleiben, weil der Trail so schmal war. Trotzdem war es mir so lieber, denn es ist viel nerviger, wenn hinter dir eine große Gruppe drängelt. Ich musste abwärts einfach mein eigenes Tempo laufen. In Courmayeur wurde man schon so gefeiert, als wenn man im Ziel wäre. Hier machte ich eine längere Pause (ca. 3/4 Std.). Neue Laufklamotten, warmes Essen und nochmals zum Sani.

Samstag, 21. September 2013

Teil II, Die letzten Tage und der Start

Langweilig wurde es uns in den letzten Tagen vor dem Start nicht. Der Veranstalter von " Racing the Planet " zeigte uns Bilder von seinen Veranstaltungen und erzählte, mit Hilfe einiger Teilnehmer, einiges von der tollen Atmosphäre, die bei solchen Etappenrennen herrscht. Neben mir saß eine Amerikanerin, die alle 4 Wüstenläufe schon mitgemacht hat, also auch in der Antarktis. Das ist schon beeindruckend.
Beim Einchecken mit Axel, Gerald und deren Frauen hatten wir viel Spaß. Es wurde recht genau die Pflichtausrüstung geprüft.
Die letzten Besorgungen auf der Messe.
Am Donnerstag nachmittag gab es für deutsche Teilnehmer bei uns eine Pastaparty. Zeitlich etwas früh, jedoch aus dem Grund, um unseren CCC-Teilnehmern (100 km 6000 HM) etwas mehr Schlafenszeit bis zu ihrem Start in Courmayeur um 7 Uhr zu ermöglichen. Ich half da unseren Spitzenköchen Judy und Jan.
Nachdem die " Meute " ging, köchelten wir uns noch ein paar Schmankerl.
Am Freitag morgen saßen wir gemütlich beim leckeren Frühstück und sahen uns den Start des CCC auf Trail-TV an. Der Gedanke, das ich am nächsten Tag um diese Zeit schon eine Nacht hinter mir haben werde, lies die Spannung so langsam steigen.
Alle versuchten so über Mittag noch ein wenig zu ruhen. Dann machten wir uns fertig mit unseren ca. 5 kg Rucksäcken.
Auf dem Weg zum Start wurden wir schon angefeuert. Die Atmosphäre war unvergleichlich. Da wurde der Motivationspegel nochmal erhöht. Wir saßen zusammen ca. 1 Std. im Startbereich.
Kurz vor dem Start stellten sich dann alle hin und es wurde sehr eng. 2469 Starter, rannten um 16.30 Uhr los, um möglichst schnell das Mont Blanc Massiv zu umrunden. 168 km mit 9600 HM warteten auf uns. Die Wetteraussichten waren bestens.
Es war wie im Karneval, dichte Menschenreihen an den Straßen, von Balkonen wurde uns zugerufen und wir selber mussten höllisch aufpassen, das wir nicht umgerannt wurden.
Alleine für den Start, lohnte sich alles. Ich musste dran denken, wie ich im letzten Jahr noch im Dezember mir 4 Punkte erlief, trotz Knieprobleme, um die benötigten 7 Punkte für eine Bewerbung zusammen zu haben. Und nun stehe ich tatsächlich am Start. Ein starker emotionaler Moment, einige werden noch folgen.

Sonntag, 15. September 2013

Ultra - Trail du Mont - Blanc 2013

Teil I, Vorbereitung / Training 2013
Da musste ich jetzt erst mal in meine Trainingsaufzeichnungen sehen. Das Training ist insoweit ungewöhnlich, weil ich im rechten Knie beginnende Arthrose (Stufe 1) habe und darauf entsprechend Rücksicht nehmen musste. Ich lief von Januar bis Anfang April im Durchschnitt nur 12 km in der Woche. Da waren auch einige Wochen dabei, wo ich gar nicht lief. Dafür fuhr ich Trekkingrad, MTB (hatte einige So-Touren als MTB-Guide für CTW u. ASV) und wenn es ging auch Rennrad. Ich probierte auch 2 mal bei Jochen das Spinning-Programm mit zu fahren, doch die hohen Trittfrequenzen taten dem Knie nicht gut. Außerdem kletterte ich mit Wolfgang in der Halle so einmal die Woche.
Die ersten etwas größeren Trainingsumfänge hatte ich als Rennradguide (für CTW/Mach3/Balearreisen) für 2 Wochen auf Mallorca. Beim Radfahren hatte ich keine Probleme, ab und zu lief ich auch kurze Strecken nach den Radausfahrten mit und 2 mal lief ich mit Sergej tolle Trails auf der Halbinsel Alcudia. Gut, der Laufwochenschnitt hatte sich erhöht auf ca. 30 km in der Woche. 3 Wochen nachdem Trainingslager fuhr ich mit Sergej beim Schinderhannes-MTB-Halbmarathon (siehe Blogbericht) erfolgreich mit. Mitte Mai nahm ich beim Keufelskopf-Ultra (85 km 3400 HM, siehe Blogbeitrag) teil, mit der " inneren Vorgabe ", wenn ich da nicht finishe, dann starte ich nicht beim UTMB. Ich kam ins Ziel, hatte so ab der Hälfte schon Probleme mit dem Knie beim Downhill-Laufen, aber auch muskuläre und konditionelle Schwierigkeiten. Lief dann 2 Wochen gar nicht, sondern startete Anfang Juni beim Rursee-MTB-Marathon für CEMEX (siehe Blogbeitrag). Da lief es auch recht gut. Ich denke, das MTB-Training und auch die MTB-Wettbewerbe waren für mich "Gold wert" im Hinblick auf dem UTMB. So schonte ich mehr meine Gelenke und andere "Wehwehchen".
Wie lief das Training weiter ? Ab und zu klettern mit Wolfgang, Rennradfahren auch als Guide für CTW, ganz selten Schwimmen, mehr Aquajogging im See und es kamen ein paar längere Laufeinheiten dazu. Ende Juni lief ich mit Wolfgang, Thomas Hox und Tom Taleb im Bergischen ca. 36 km Trails mit vollem Gepäck. Die Drei trainierten für die 4TRAILS, die sie dann auch erfolgreich finishten. Die letzte lange Laufeinheit war Ende Juli. Spontan bin ich abends nach dem Sommerfest im Waldkindergarten nach Linz am Rhein gefahren und von dort über den Rheinsteig die Nacht durch nach Bonn gelaufen, ca. 54 km. Leider hatte ich nach dieser Nachttour ziemlich Probleme mit dem Knie und auch noch linkem Fuß (im Zehenbereich Sehnenansatz).Ich bekam noch Einlagen verschrieben, die ich auch brav erstmal nutzte. Ihr könnt euch sicher denken, was jetzt kommt. Plötzlich hatte ich Achillessehnenbeschwerden, also weg mit den Einlagen und es wurde wieder besser.
Bis zum Start des UTMB (30.08.) lief ich gar nicht mehr. Ich betrieb mehr Aquajogging und lockeres Radfahren. Ab Mitte August hielt ich mich in den Bergen auf. Ich wohnte in Oberstdorf und wanderte dort mit der entsprechenden UTMB-Ausrüstung bis auf ca. 2500 m Höhe herum. Ich betrieb da Speed-Walken (für Kondition) und bestieg da mehrere Gipfel mit Trailschuhen (für Trittsicherheit im alpinen Gelände und Akklimatisierung in der Höhe). Über das Wetter im Sommer konnte man nicht klagen, ich hatte nur einen Regentag in Oberstdorf, den man gerne mal in einer Saunalandschaft verbrachte. Das einzig Unerfreuliche war ein heftiges Umknicken mit dem linken Fuß (hatte da beim Wandern das erste mal einen Konkurrenten, wo ich natürlich dran bleiben wollte). Ich kühlte direkt im nächsten Bach und baute in den folgenden Tagen immer " Kneippkuren " mit ein.
Eine Woche vor dem UTMB - Start fuhr ich über Nacht mit der Bahn nach Chamonix. Ich bin bewusst die Nacht wach geblieben (auch von Köln nach Oberstdorf), um dem Körper einen kleinen Vorgeschmack zu geben, was da bald kommen wird.
In Chamonix wohnte ich im "Deutschen Haus", einem tollen Chalet mit Blick auf den Mont Blanc. Thomas Bohne und Judy Ng organisierten das Ganze. Es war Treffpunkt für deutsche Teilnehmer mit Vorträgen, Filmen und Pastaparty.
Ich gehörte zu den "Glücklichen", die da auch wohnen durften. Es wohnten noch andere Teilnehmer, Veranstalter, Medienvertreter da und es war eine super nette Truppe mit größtenteils sehr erfahrenen und schnellen Läufern.
Wir hatten viel Spaß bei allen gemeinsamen Aktionen (vom gemeinsamen Kochen über Tagesausflüge bis zum Einchecken für den UTMB).
Axel Zapletal kannte ich noch vom TAR 2010 und Julia (Trailschnittchen) von ihrem Trainingscamp. Diese Woche in Chamonix erinnerte mich oft an die Woche vor dem Start des IRONMAN Hawaii. Jeder war gut drauf, schon deswegen, weil man hier starten durfte. Überall sah man topfitte Sportler, die noch so einige "Hügelläufe" absolvierten. Es gab eine Trailrun-Messe (auch Veranstalter-Messe), wo es fast alles gab. Die Cafes waren bei dem guten Wetter voll und man sah einige "Stars" der Szene.
in der Mitte die Legenden Marco Olmo und Sherpa Dawa links Gerald Blumrich (viele Podestplätze und Besteigungen, Denali,...)rechts Thomas Bohne (schon 3.Gesamt bei Ultra)
Julia (Trailschnittchen, bekannteste deutsche Trailläuferin mit vielen Erfolgen)
Ich selbst bin in der Woche einmal mit der Seilbahn auf 2000 m hoch gefahren, um von da noch ein wenig höher zu wandern. Normalerweise ist für mich eine Seilbahn ein "No go", aber was tut man nicht alles, um sich vor dem Start zu schonen. Bei mir wohnten für ein paar Nächte nette französische Trailrun-Veranstalter, die guten Wein mitbrachten, der sich wunderbar in mein ausgetüfteltes Ernährungsprogramm einbettete.
Am Montag abend bekamen wir schon mal einen Vorgeschmack der Atmosphäre hier beim Start. Da wurden die Teilnehmer des PTL (noch größere Runde 300 km 24000 HM im Team, völlig autark, ohne Wertung) frenetisch bejubelt, beklatscht und angefeuert.
Thomas Eller aus dem "Deutschen Haus" startete im einzig deutschen Team, die leider abbrechen mussten. Thomas erholte sich bis Freitag und startete dann auch beim UTMB, den er erfolgreich finishte.